Hochwasser? Bei uns doch nicht!?

Ergänzung (09.01.2025):

 

 

Einladung zum Workshop zur Erstellung eines Hochwasser- und Starkregenvorsorgekonzeptes

 

Sehr geehrte Bürgerinnen und Bürger,

 

die Ortsgemeinde Mackenrodt erarbeitet gegenwärtig ein Hochwasser-und Starkregenvorsorgekonzept zusammen mit dem Ingenieurbüro Dr. Pecher AG, Mainz.

 

In diesem Konzept werden sowohl die Risiken durch Hochwasser, als auch durch Starkregen/Sturzfluten betrachtet.

 

Vorrangiges Ziel dieses Konzeptes ist, die Eigenvorsorge der Kommune und der Betroffenen zu verbessern. In Abhängigkeit der örtlichen Rand­bedingungen werden bei der Erstellung des Konzepts angepasste Vor­sorgemaßnahmen zusammengestellt und umgesetzt. Ein wichtiger Bestandteil des Konzeptes ist dabei die Beteiligung von den Bürgern bzw. der von Schäden Betroffenen. Eine Möglichkeit dieser Beteiligung ist die Durchführung von Workshops.

 

Bei Interesse wenden Sie sich bitte an unseren Ortsbürgermeister Reiner Mildenberger bzw. Mitglieder des Ortsgemeinderats.

Neue Infos zum Thema Starkregen und Sturzflut

 

Dieser Ausschnitt wurde aus der aktuellen und offiziellen Karte des Landesamts für Umwelt kopiert. Die Karte ist für jedermann einsehbar unter der nachstehenden Adresse

 

https://wasserportal.rlp-umwelt.de/auskunftssysteme/sturzflutgefahrenkarten/sturzflutkarte

 

Dabei handelt es sich um eine Übersicht, die beim direkten Aufruf weiter vergrößert werden kann bis hin zur Ansicht einzelner Häuser und Anwesen.

 

Zur Erinnerung:

 

Angesichts der Starkregenereignisse der vergangenen Monate und Jahre sollten sich auch die Mackenrodter Bürger*innen bewusst sein, dass die Höhenlage des Ortes zwar kein Hochwasser befürchten lässt, es aber trotzdem zu erheblichen Schäden durch abfließende wolkenbruchartige Regenfälle kommen kann. Niederschläge im Bereich von 50 und mehr Liter pro m² und Stunde können zu kostspieligen, ja katastrophalen Folgen führen wie etwa im Mai 2018 in Herrstein und Fischbach, ganz zu schweigen von den schlimmen Ereignissen etwa im Ahrtal im Juli 2021.

Dabei kann jeder, der im betreffenden Bereich wohnt, durch Eigeninitiative viele Probleme zumindest ansatzweise abmildern.

 

Nachfolgend Auszüge aus Empfehlungen des Feuerwehrverbandes Baden-Württemberg (angepasst an die Gefährdungslage in Mackenrodt von P. Klee):

https://www.fwvbw.de/was-tun-bei-hochwasser,178.html

 

Vorsichtsmaßnahmen und Vorsorge für Starkregen

 

Starker Regen kann ganze Landstriche in Katastrophengebiete verwandeln. In solchen Fällen können auch größere Hanglagen zur Gefahr für Haus und Eigentum werden.

 

Gut vorbereitet auf Starkregen - drinnen und draußen

  • Besorgen Sie zum Schutz Sandsäcke, Schalbretter, wasserfeste Sperrholzplatten und Silikon.

  • Schauen Sie, dass gefährliche Stoffe oder Chemikalien nicht vom Wasser erreicht werden können.

  • Bringen Sie wertvolle Möbel oder Geräte wie Computer etc. in die oberen, hochwassergeschützten Räume.

  • Sichern Sie den Heizöltank gegen den Auftrieb durch das Wasser, indem Sie ihn z. B. an der Wand verankern oder mit Ballast beschweren.

  • Besorgen Sie ausreichend Lebensmittel und Trinkwasser, ein batteriebetriebenes Radio, eine Taschenlampe, einen Campingkocher und eine Campingtoilette. Halten Sie Ihre wichtigsten Dokumente bereit.

 

Richtig Handeln im Haus

  • Behalten Sie die Ruhe und Besonnenheit. Prüfen Sie, ob Ihre Vorsorgemaßnahmen ausreichen.

  • Räumen Sie die Kellerräume, in die einströmendes Wasser eindringen kann oder die volllaufen können, aus.

  • Dichten Sie Fenster und Türen sowie Abflussöffnungen ab.

  • Halten Sie sich nicht in Kellerräumen auf, deren Türen durch von außen entstehenden Wasserdruck von innen nicht mehr zu öffnen sind - es sind schon etliche Menschen in ihren Kellern ertrunken, weil sie nicht mehr herauskamen!

  • Schalten Sie elektrische Geräte und Heizungen in Räumen, die volllaufen können, ab. Denken Sie an die Stromschlaggefahr. Schalten Sie den Strom gegebenenfalls komplett aus (Sicherung raus).

  • Überprüfen Sie evt. vorhandene Rückstauklappen im Keller, die Kanalisation könnte überlaufen.

 

Richtig Handeln im Auto

  • Fahren Sie Ihr Auto rechtzeitig aus gefährdeten Garagen oder von Parkplätzen.

  • Achtung! Tiefgaragen können bei Hochwassergefahr zu tödlichen Fallen werden.

  • Fahren Sie nicht durch überflutete Straßen. Wasser im Motorraum verursacht große Schäden. Der Katalysator mit einer Betriebstemperatur von 700 Grad Celsius zerspringt bei plötzlicher Abkühlung durch Wasser.

  • Lassen Sie Ihr Fahrzeug abschleppen, wenn es bis über die Räder im Wasser steht.

     

Ganz wichtig!

Halten Sie sich auf dem Laufenden! Verfolgen Sie die aktuellen Wettermeldungen und Hochwasserwarnungen. Machen Sie sich frühzeitig Gedanken über die Möglichkeiten, sich mit Nachbarn oder anderen zu besprechen, wenn Telefon und Mobilfunk ausfallen.

Lassen Sie die Elektrik, Heizöltanks und in besonderen Fällen die Baustatik vom Fachmann überprüfen.

Wenn Schadstoffe wie Farben, Lacke, Pflanzenschutzmittel, Benzin, Öl etc. freigesetzt wurden, rufen Sie die Feuerwehr.

Schmutzige, kaputte Möbel und verdorbene Lebensmittel gehören nicht einfach in den Hausmüll, sondern müssen fachgerecht entsorgt werden.

Essen Sie kein Obst, Gemüse und Salat aus überschwemmten Gebieten. Verständigen Sie bei mit Schadstoffen (z. B. Öl) verunreinigten Gärten oder Feldern die zuständigen Behörden wie das Landratsamt.

 

  

Wichtige Hinweise zur Interpretation der Starkregengefährdungskarten:

 

Bei extremen Niederschlagsereignissen kann es auch in Bereichen zu Überflutungen kommen, für die in den Starkregengefährdungskarten keine Hinweise auf Abflusskonzentration zu finden sind. Praktisch auf jeder geneigten Fläche entsteht bei sehr großen Niederschlagsmengen in kurzer Zeit Oberflächenabfluss, der zu Schäden in unterhalb gelegenen Siedlungsbereichen führen kann. Auch wenn Totholz oder unsachgemäß gelagertes Material (z.B. Brennholz, Heu- und Strohballen oder Grünabfälle) vom Hochwasser abgeschwemmt wird und sich dadurch unterhalb das Bachbett oder Brücken- und Rohrdurchlässe zusetzen, kann es zu Rückstau und Überflutungen kommen.

Die Vorgehensweise zur Erstellung der Karten betrachtet ausschließlich die Oberflächengestalt von Einzugsgebieten. Bei dieser Analyse erfolgt im Unterschied zu einer Niederschlagsabfluss- Modellierung keine Betrachtung des tatsächlich fallenden Niederschlags oder der tatsächlichen Oberflächenabflussbildung.

 

Quelle: https://wasserportal.rlp-umwelt.de/servlet/is/10080/

 

Zusammengestellt und aktualisiert von Peter Klee

 

Weiter unten finden Sie einen zwecks besserer Lesbarkeit überarbeiteten Text des folgenden Zeitungsartikels, in dem aufgezeigt wird, wie dem Starkregenproblem wirksam begegnet werden kann!

 

Mit freundlicher Genehmigung der Nahe-Zeitung, Ausgabe 07.Mai 2025, S. 4

SEITE 4

Rheinland-Pfalz

NR. 105 • MITTWOCH, 7. MAI 2025

Mit Bäumen zu mehr Wasser im Grünland und Acker

Agroforstsysteme helfen, die Landwirtschaft an den Klimawandel anzupassen - Landwirt aus Kreis Bad Kreuznach hilft EU-Projekt bei Erkenntnisgewinn

Von Cordula Sailer-Röttgers

 

■ Rheinland-Pfalz. Bäume und Sträucher auf landwirtschaftlichen Flächen können die Landwirtschaft widerstandsfähiger gegenüber extremen Wetterlagen machen. Der Fachbegriff für die Kombination von Gehölzen mit einer landwirtschaftlichen Nutzung heißt Agroforst. Wie Agroforstsysteme mehr Wasser in der Landschaft speichern können, untersucht derzeit ein EU-Projekt, dessen Leitung am Institut für angewandtes Stoffstrommanagement (IfaS) in Birkenfeld angesiedelt ist.

 

Das IfaS ist ein sogenanntes InInstitut, das an die Verwaltung der Hochschule Trier beziehungsweise deren Standort am Umwelt-Campus Birkenfeld angedockt ist. „Wir arbeiten komplett drittmittelfinanziert", erklärt Jörg Böhmer. Der Diplom-Agraringenieur leitet das internationale EU-Projekt AFaktive. Die Abkürzung steht für den englischsprachigen Projekttitel, der auf Deutsch „Agroforstwirtschaft als Schlüssel zur Verbesserung des Wassermanagements und der Anpassung an extreme Wetterereignisse" lautet.

 

Beteiligt an AFaktive sind elf Partner aus Deutschland, Belgien und den Niederlanden - neben dem IfaS beispielsweise ein niederländischer Wasserverband, ein belgisches Agrarforschungsinstitut oder die Forschungsgruppe Wasser der Hochschule für Technik und Wirtschaft Saar in Saarbrücken. Das Projekt hat eine Laufzeit von fünf Jahren und ist mit 5,8 Millionen Euro Budget ausgestattet, 3,4 Millionen Euro kommen aus EU-Fördermitteln. Zudem erhält das IfaS eine Kofinanzierung von 250.000 Euro vom rheinland-pfälzischen Umweltministerium, wie Böhmer erklärt. Gestartet ist das Projekt im Oktober 2023.

 

 "Agroforstsysteme sind eine Landnutzungsform, bei der die Nutzung von Bäumen oder Sträuchern in einer Weise mit Pflanzenbau oder auch Tierhaltung verbunden wird, sodass dort Synergien entstehen", erläutert Projektleiter Jörg Böhmer. Unterstützen können die Systeme etwa bei der Ertragssicherung - beispielsweise an Standorten, an denen Getreide im Sommer sehr hohen Temperaturen und viel Wind ausgesetzt ist. „Baumreihen helfen, die Windgeschwindigkeit zu reduzieren und so die Verdunstung von Wasser zu mindern", sagt Böhmer. Den Pflanzen steht dadurch mehr Wasser zur Verfügung. Auch Staubstürme und das Wegwehen fruchtbaren Oberbodens können so abgeschwächt werden.

 

Gerade in Hanglagen tragen Agroforstsysteme auch zum Hochwasserschutz bei. Durch Gehölzstreifen, so Böhmer, kann die Fließgeschwindigkeit des Wassers, das bei Starkregenereignissen den Hang hinunterfließt, verringert werden. Mitgerissener Boden bleibt dann in den Sträuchern hängen und geht nicht als Schlammlawine in den Ort ab.

 

„Davon hat auch der Landwirt etwas: Der fruchtbare Oberboden, der da abgeschwemmt wird, ist die Produktionsgrundlage unserer Landwirtschaft", betont Böhmer. „Wir brauchen diesen Boden dort, wo er hingehört - und nicht als Schlammlawine auf der Kreisstraße oder im Wohnzimmer."

 

Welches Agroforstsystem das richtige ist, komme auf den Betrieb und die Bedürfnisse vor Ort an. Die Effekte, die erzielt werden können, seien vielfältig: Es könne etwa Lebensraum für wild lebende Tiere geschaffen werden, zudem lagern die Bäume und Sträucher Kohlenstoff ein und dienen so dem Klimaschutz. Doch der Fokus im Projekt AFaktive liegt auf dem Thema Wasser: „Für das Wassermanagement in der Landschaft können wir sehr, sehr viele positive Effekte erzielen - und damit eine bessere Anpassung an den Klimawandel erzeugen", erläutert Böhmer.

 

Das Projekt hat unter anderem das Ziel, diese Effekte zu messen und zu beziffern. „Dazu werden erhebliche Mess- und Modellierungsarbeiten durchgeführt", sagt Böhmer. Außerdem sollen Werkzeuge entwickelt werden, die dabei helfen, Agroforstsysteme zu entwickeln - dabei geht es etwa um Handreichungen zur Vorgehensweise, Methoden zur Berechnung der Wirtschaftlichkeit sowie um hydrologische Modelle, um die Wirkweise solcher Systeme sichtbar zu machen.

 

„Das dritte Projektziel ist es, mehr gute Beispiele zu schaffen", erläutert Jörg Böhmer. In allen drei beteiligten Ländern gibt es Pilotbetriebe. In Deutschland sind es derzeit zwei, in Hessen und Sachsen-Anhalt. Weitere sollen dazukommen. Sie nehmen eine Vorreiterrolle ein und setzen Agroforstsysteme um.

 

Zum Teil, so Böhmer, haben die Pilotbetriebe solche Systeme schon vor mehreren Jahren angelegt. „In diesen gereiften Agroforstsystemen forschen wir, weil wir nicht nur die Effekte neu gepflanzter Bäume betrachten wollen - man muss auch darauf schauen, was nach fünf oder zehn Jahren passiert." Außerdem sollen ganze Regionen für das Projekt gewonnen und davon überzeugt werden, die- Agroforstwirtschaft als Werkzeug in ihr Wassermanagement zu integrieren.

 

Ein Betrieb aus Rheinland-Pfalz, der zur Wissenserkenntnis im Projekt beiträgt, ist die Bannmühle in Odernheim im Landkreis Bad Kreuznach. Inhaber Hans Pfeffer hat vor etwa vier Jahren auf einer elf Hektar großen Hangfläche sein Agroforstsystem erweitert - mit wissenschaftlicher Begleitung durch das IfaS. „Das Forschungsteam führt auf dieser Fläche Messungen durch, um die Quantifizierung der Agroforst-Effekte voranzubringen", erläutert Böhmer.

 

Hans Pfeffer kombiniert auf besagter Fläche Rinderhaltung mit Obstanbau. Hinter der Doppelnutzung steht zunächst eine ökonomische Aufwertung des Geländes, erläutert der Biolandwirt. Zum Tal hin hat Pfeffer bereits vor 30 Jahren Mostobstbäume gepflanzt. „Wenn ich hier Kühe auf unserem steilen Grünland mit sehr wenig Niederschlägen halte, dann habe ich ein Ertragspotenzial von 300 bis 500 Euro pro Hektar und Jahr", erklärt Pfeffer. Schlicht zu wenig, um eine Familie zu ernähren, so der Landwirt.

 

Die Kombination mit den Äpfeln ermöglicht zusätzliche Einnahmen: Kommen die Bäume nach der Jungphase in den Ertrag, rechnet Pfeffer bei wenig ertragreichen Bäumen mit zehn Tonnen Äpfel pro Hektar. Als Biobetrieb könne er das Obst bei einem schlechten Preis für etwa 20 Euro je Doppelzentner verkaufen. „Das heißt, dass wir da noch mal 2000 Euro pro Hektar Einnahmequelle haben", rechnet der Landwirt vor.

 

Die schon bestehende Struktur hat Pfeffer mithilfe des IfaS um weitere Gehölze ergänzt: um Walnussbäume, eine Futterhecke, deren Blätter an die Kühe verfüttert werden können, sowie Wertholzbäume, die nach mehreren Jahrzehnten Wachstum Geld in die eigene Rentenkasse oder die der Hofnachfolger spülen sollen. Alles ist in einer bestimmten Linien-Struktur gepflanzt, nach dem sogenannten Keyline-System, das Hans Pfeffer später noch näher erläutert.

 

„Die Australier haben schon immer Sommertrockenheit und Brände - und auf der anderen Seite starke Niederschläge."

Landwirt Hans Pfeffer über das aus Australien stammende Keyline-Prinzip

 

Das eine ist der ökonomische Wert der Bäume, „aber in diesem Agroforst, da steckt so viel mehr drin", betont Pfeffer. Richtig wohlfühlten sich seine Kühe zwischen minus 5 und plus 10 Grad. Temperaturen, die im Sommer nicht zu halten sind. „Wir brauchen also auf jeder Weide eigentlich auch Bäume und Schatten für das Tierwohl." Durch die kombinierte Nutzung müsse er das Gras nicht mulchen und spare Maschinenkosten, da er den Dünger nicht extra ausbringen muss - den liefern seine Rinder quasi frei Haus. „Und ich habe weniger Pilzkrankheiten in der Anlage", sagt Pfeffer. Vielleicht sei das auf Mikroorganismen im Kot oder Urin der Tiere zurückzuführen, genau wisse er es allerdings nicht. Außerdem fressen die Kühe im Frühjahr die untersten Blätter der Apfelbäume ab, von denen aus sich gern Pflanzenkrankheiten verbreiteten. „Die Anlage läuft einfach super."

 

Zur Thematik Wasser sagt Pfeffer: Bäume helfen allein schon dadurch, Wasser im Boden zu speichern, weil sie Schatten werfen und die Erde nicht so schnell austrocknet. Ist der Boden nicht ausgetrocknet, kann Regenwasser besser versickern. Doch der Biolandwirt hat nicht einfach nur Bäume gepflanzt, er hat dabei auch noch eine bestimmte Systematik verfolgt.

 

Das Keyline-Prinzip geht auf einen australischen Farmer und Ingenieur zurück. „Die Australier haben schon immer Sommertrockenheit und Brände - und auf der arideren Seite starke Niederschläge", sagt Pfeffer. Je mehr Wasser in der Landschaft gehalten werde, desto weniger Brandgefahr bestehe und desto höher sei die Ertragsleistung in der Landwirtschaft. Gepflanzt wird das Gehölz in parallelen Linien. „Um das Wasser zu bremsen, pflanzen wir immer quer zum Wasserfluss", erklärt Pfeffer. Ganz gerade sind die Reihen nicht, sie orientieren sich an der Kontur des Hangs und bekommen ein Gefälle, um das Wasser auch zu den eher trockenen Teilen der Fläche zu führen. „Da, wo es eh zu nass ist, da braucht man nicht noch mehr Wasser", sagt Pfeffer, „aber wenn ich dieser Konturlinie ein kleines Gefälle in die richtige Richtung gebe, dann fange ich an, das Wasser nicht nur zu bremsen, sondern auch zu verteilen."

 

Durch einen verlangsamten Abfluss habe das Wasser auch Zeit zum Versickern. Da durch die Wurzeln der Bepflanzung der Boden gelockert werde, gelinge dies noch besser. Hinzu komme, dass durch Agroforstsysteme der Humusgehalt im Boden erhöht wird. „Humus kann sehr viel Wasser binden“, erklärt Pfeffer, er habe eine „wahnsinnige Schwammfunktion“.

 

„Durch die Durchwurzelung des Bodens mithilfe der Bäume, die auch stärkere Wurzeln haben, kriege ich mehr Luft in den Boden rein", erklärt der Landwirt. „Das ist eine Voraussetzung, dass Bodenleben überhaupt stattfinden kann." Und ohne Bodenleben auch keine Humusbildung. Ein Wiesengraben auf der Fläche hilft zusätzlich dabei, bei Starkregen Wasser auf der Fläche zu halten. Überschüssiges Wasser, das am Ende doch den Hang hinunterläuft, komme zeitverzögert unten im Ort an, „wenn da schon kein Hochwasser mehr ist“, sagt Pfeffer.

 

Bei der Planung der Reihen berücksichtigt wird auch, dass das Gelände weiter gut zu bewirtschaften ist. Durch die parallelen, wenn auch nicht ganz geraden Reihen ist weiter der Einsatz von Maschinen möglich. „Wir können hier noch weiterhin gut Heu oder Silage fahren“, erklärt Pfeffer. Wie die Baumreihen überhaupt angeordnet werden müssen, um den gewünschten Wasserabfluss zu erzeugen, dabei hat das IfaS Hans Pfeffer mit wissenschaftlichem Know-how unterstützt.

 

Pfeffer hat etwa auch Flächen mit Holunder und Sauerkirschen in der Beweidung. Seine Agroforstsysteme will er gern ausweiten. Er weist allerdings auch auf die Arbeitsintensität hin: „Die Jungbaumpflege ist aufwendig“, sagt der Landwirt. „Man muss ein bisschen neue Fähigkeiten erwerben und Spaß daran haben, damit das klappen kann.“

 

Dass Agroforstflächen betreuungsbedürftig sind, weiß auch Jörg Böhmer vom IfaS. „Wenn Bäume neu gepflanzt werden, ist das kein Selbstläufer, da muss man sich drum kümmern, was für viele Betriebe eine Herausforderung ist." Zahlreiche Betriebsleiter hätten zudem Vorbehalte, dass ihnen Bäume in den Weg gepflanzt werden, die ihre Arbeit behindern. Doch es gehe stets darum, die Gehölzstrukturen so anzulegen, dass sie einen möglichst guten Wasserrückhalt gewährleisten, gleichzeitig aber kein Bewirtschaftungshindernis auf dem Acker darstellen. „Die Praxis zeigt, dass wir Flächen, die nicht gut bewirtschaftbar sind, durch Gehölzstrukturen am Ende vielleicht sogar besser für eine künftige Ackerbaubewirtschaftung ausformen können", sagt Böhmer.

 

Und dies gelinge, ohne Flächen aus der Nutzung zu nehmen. Denn die Wertschöpfung durch die Bäume und Sträucher im Agroforst müsse von Beginn an mitgedacht werden - sie dienen etwa zur Obstgewinnung oder als Energieholz für kommunale Wärmenetze.

 

Hans Pfeffer freut sich darauf, das AFaktive-Projekt mit Messungen auf seinem Gelände unterstützen zu können. „Es gibt ganz viele Dinge, die ich erzählt habe, die plausibel sind", sagt Pfeffer, „aber wo es auch richtig cool wäre, wenn man anfängt, das nachzumessen und es dann auf andere Standorte übertragen kann."

 

Er erhofft sich - wie die Forscher -, dass die Erkenntnisse aus AFaktive auf größere Strukturen und Ebenen übertragen werden können. Jörg Böhmer sagt: „Es gibt einen hohen Bedarf an solchen Agroforstkonzepten in der Agrarstruktur von Rheinland-Pfalz - die vielen Hanglagen und die Topografie in vielen Teilen unseres Landes machen das Thema interessant."

 

 

 

Zusammenarbeit mit Schwammregion-Projekt

 

Das Projekt AFaktive ist mit dem Forschungsprojekt „Schwammregion Soonwald-Nahe" verknüpft, dessen Projektträger die Hochschule Geisenheim ist. Wie diese erklärt, stehe die Region Soonwald-Nahe -wie viele ländliche Räume - vor der Herausforderung, Wasser besser in der Landschaft zu halten und so dem Klimawandel zu begegnen.

 

Ziel des Projekts sei es, „den flächigen Wasserrückhalt in der Soonwald-Nahe-Region zu stärken" . Gefördert wird es von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt. Gemeinsam mit den Landnutzenden

vor Ort sollen Maßnahmen entwickelt werden, die zu den jeweiligen Standortbedingungen passen, erklärt die Hochschule. Die Arbeitsgruppen „Landwirtschaft" und „Forstwirtschaft" sollen im Projektverlauf stärker miteinander verzahnt werden, um Synergien zu erkennen.

 

Projektpartner sind das Regionalbündnis Soonwald-Nahe. „Wir ergänzen unser Spezialthema Agroforst und Wasserrückhalt“, erklärt AFaktive-Projektleiter Jörg Böhmer.

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